Dass die Orgel in der Mark Brandenburg erst im 14. Jahrhundert aufzutauchen beginnt, hat seine Ursache in der vergleichsweise späten Christianisierung und Neubesiedelung (mit Zuwanderern aus den Stammlanden seiner zunächst askanischen Herrscher), die mit der Gründung von ca. 2500 Dörfern und ca. 100 Städten um 1300 mehr oder weniger abgeschlossen war. Wenn man bedenkt, dass viele der damals entstandenen Dorfkirchen erstmals im 19. Jahrhundert mit einer Orgel ausgestattet wurden, ahnt man bereits, dass die ersten Instrumente in Klöstern und Stadtkirchen zu suchen sind.
Tatsächlich berichten zwei Sekundärquellen von einer Anweisung für den Organisten der Frankfurter Oberkirche (St. Marien) aus dem Jahre 1330, worin es heißt: „… wer der Orgel vorsteht, der soll zu den Zeiten, wo man auf den Orgeln singen soll, in den Chor zu dem Schulmeister gehn und ihn um einen Treter bitten, zugleich sich mit ihm besprechen, was man singen solle, damit der Chor und die Orgel übereinstimmen und nicht eine Confusion entstehe.“
Für die Zeit um 1350 ist der Bau einer Orgel für das Serviten-Kloster zu Altlandsberg bekannt und 1370 wirkte in Brandenburg ein Orgelbauer namens Werner, dessen Ruf so weit reichte, dass er ein Instrument mit 18 Manualtasten und Pedal (!) nach Gotland (Schweden) liefern durfte, wovon noch heute Teile im Historischen Museum Stockholm zu bewundern sind.
Neben diesen Zeugnissen erzählen uns bereits schon aus der Übergangszeit zum 15. Jahrhundert stammende Stein- und Holzplastiken in den Domen zu Fürstenwalde und Havelberg davon, dass die Orgel mit dem Christentum im brandenburgischen Kulturraum Einzug hielt.
Im übrigen gab das 14. Jahrhundert noch keinen guten Boden für Orgeln in märkischen Kirchen ab, da das Land wegen kaiserlich-päpstlicher Streitigkeiten lange Zeit mit dem Interdikt (Gottesdienstverbot) belegt war und darüber hinaus unter der Herrschaft der Wittelsbacher stark vernachlässigt wurde.
Abbildung: Havelberg/Dom, Marienkrönung mit Orgelfigur, 14. Jahrhundert (Foto: Hans-Jürgen Moder, Berlin)
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