Einleitung


Bernau, St. Marien: Erhaltene Prospektpfeifen der Orgel von Hans Scherer d. Ä., 1572/73
Bernau, St. Marien: Erhaltene Prospektpfeifen der Orgel von Hans Scherer d. Ä., 1572/73

Der Landkreis Barnim wurde in Folge der 1993 durchgeführten Gebietsreform aus den zwei Altkreisen Bernau und Eberswalde gebildet. Diese Altkreise gingen nach der Gebietsreform 1952 aus Teilen der Kreise Ober-, Niederbarnim und Angermünde hervor. - Die heutige Grenze des Landkreises Barnim wird im Osten von der Oder gebildet (die zugleich Staatsgrenze zu Polen ist), von wo sie in südwestlicher Richtung mit der Kreisgrenze von Märkisch-Oderland bis zur Stadtgrenze von Berlin verläuft. Im Westen grenzt der Kreis an den Landkreis Oberhavel und im Norden an den Landkreis Uckermark. Die landschaftliche Prägung geht auf die letzte Eiszeit zurück. Es entstanden sanfte Hügel und zahlreiche Seen wie z. B. der Wandlitz-, der Liepnitz-, der Werbellin- oder Parsteinsee. Heute tragen mehrere kleinere Schutzgebiete und das aus über einem Drittel der Gesamtfläche des Kreises bestehende „Biosphärenreservat Schorfheide - Chorin“ zur Erhaltung dieser Landschaft bei.

 

Im 13. Jahrhundert wurde das heutige Kreisgebiet planmäßig aufgesiedelt. Deutsche Einwanderer, die von Westen kommend neue Orte gründeten und auch slawische Siedlungen übernahmen, brachten das Christentum ins Land, woraus ein großer Bedarf an Kirchen resultierte, die nicht nur für Zuwanderer, sondern auch für bekehrte Slawen bestimmt waren. Deshalb stammen die meisten Stadt- und Dorfkirchen des Barnims noch aus dieser Zeit.

 

In den Prozess der Ostbesiedlung waren auch die Orden einbezogen. So gab es auf dem heutigen Landkreisgebiet das zwischen 1258 (Mariensee) und 1273 (Chorin) gegründete Zisterzienserkloster Chorin und das Prämonstratenserkloster „Gottesstadt“ in Oderberg (gegr. 1231) sowie Besitzungen der Zisterzienserklöster Lehnin, Alt Friedland und Zehdenick. (1)

 

Die ersten Orgeln sind in den städtischen Kirchen Bernau und Eberswalde (wo schon 1499 ein Orgelwerk verbrannte) nachgewiesen. Da die Bernauer Propstei im Mittelalter eine besondere Bedeutung hatte, ist anzunehmen, dass es hier schon früh zur Aufstellung von Orgeln kam. Die erste Nachricht über einen geplanten Orgelbau ist einem Schreiben des Kurfürsten Joachim I. aus dem Jahre 1519 zu entnehmen, der nachdrücklich fordert, von dem bereits durch die Gemeinde kontaktierten anderen Orgelbauer Abstand zu nehmen und aus Qualitäts- und Referenzgründen den Neubau seinem Hoforgelbauer Blasius Lehmann zu übertragen, der die Orgeln in Berlin (Schloss) und Tangermünde (St. Stephan) „gesetzt“ hatte und gerade mit dem Bau Orgel für die St. Nikolaikirche in Berlin beschäftigt war. Es ist davon auszugehen, dass die Gemeinde dem Kurfürsten gefolgt ist, als Lehmann nach Vollendung seiner Neubaus in Sankt Joachimsthal (Erzgebirge) - im Sommer 1520 - für den Bau verfügbar war, denn die Erwartung des Landesherrn ließ kaum Spielraum für einen Widerspruch:

 

„Begeren wir derhalben an euch hiemit [bevelhende]. Ir wollet die [gescheene] andingung [des anderen Orgelbauers] abwerffen. unnd dieselbe furgenomme orgel, alhier meister Blasius andingen der dan ein gleiches nehmen. unnd damit die Kirche mit einem bestentlichen unnd loblichen werk versehen wirt. Daran thut Ir unnser gantze meyhnung. Wollen unns auch das also zugestheen, gentzlich verlassen unnd mit gnaden erkennen. Datum Cöln an der Sprew Mittwoch nach Misericordias Dom. [...]“

 

1548 wurde zudem ein neues Positiv mit Pedal von Meister Leonard Frank aus Frankfurt/Oder aufgestellt.

Da beide Instrumente wohl nicht den Erwartungen der Bernauer Bürgerschaft entsprachen, schloss man im Sommer 1572 einen Kontrakt mit dem berühmten Hans Scherer d. Ä. (Hamburg), der zunächst ein 25stimmiges Instrument und nur ein Jahr (!) Bauzeit vorsah. Die von Michael Prätorius überlieferte Disposition enthielt dagegen 29 Stimmen (Rekonstruktion nach Wolf Bergelt).

Hauptwerk

Untersatz
Prinzipal
Grobgedackt
Quintadena
Großquinte
Oktave
Hohlflöte

Nachthorn
Quinte
Superoktave
Blockflöte
Nasat
Zimbel
Mixtur
Brustregal


Rückpositiv
Prinzipal
Diskantprinzipal (äqual) aus
Hohlflöte
Spillflöte
Quinte
Superoktave
Gemshorn
Sifflöt
Zimpel
Trompete
Singend Regal


Pedal
Subbaß
Posaune
Bauernpfeife

C, D – c3
16’
8’
8’
8’
6’
4’
4’
4’
3’
2’
2’
1 1/2’
3 f.
?-12 f.
8’



4’
8’
8’
4’
3’
2’
2’
1’
?-3 f.
8’
4’


C, D – d’
16’
16’
2’

Tremulant, Pedalkoppel (Rückpositiv/Pedal),

Manualkoppel (Rückpositiv/Hauptwerk)


Bernau, St. Marien: Erhaltene Teile der Orgel von Hans Scherer d. Ä.
Bernau, St. Marien: Erhaltene Teile der Orgel von Hans Scherer d. Ä.

Interessant sind die Materialbeschaffung und die Bauausführung. Die Bauzeit dauerte vom Sommer 1572 bis zum Frühjahr 1573, also sogar weniger als ein Jahr (!). Hans Scherer war mit fünf Gesellen und einem „Jungen“ (Lehrling) tätig und hat alle Arbeiten an Ort und Stelle ausgeführt. Das erforderliche Metall ist zum größten Teil von der Stadt angekauft bzw. von den Bürgern in Form von Hausrat gestiftet worden, wobei für die Zinngewinnung neben den Pfeifen aus der alten Orgel (!) auch Kannen eingeschmolzen worden sind. Weiterhin hat die Stadt für die Anfertigung des Gehäuses und des Prospektes sowie für die Neugestaltung des Orgelchores Aufträge an dortige Zimmerer, Tischler, Drechsler, Schnitzer und Schlosser erteilt. Die Maler- und Vergolderarbeiten wurden von Meister Hans Otto, einem Brandenburger Maler, ausgeführt. Im Laufe der Jahre fielen diverse Reparaturen an, die u. a. von Johann Grün (Küstrin), Paul Lüdemann (Pasewalk) und Daniel Brüggemann aus Brandenburg (nachdem ein Blitzschlag die Lade beschädigt hatte) ausgeführt wurden, der (möglicherweise im Auftrag des in Stettin weilenden Paul Lüdemann) 1626 das Werk auch um die zwei seitlichen Basstürme für weitere Pedalregister erweitert hat. Vermutlich hatte Lüdemann schon 1617/18 das Brustwerk und das dritte Manual dazu gebaut, so dass sich nun 13 Stimmen im Oberwerk, 8 im Brustwerk, 11 im Rückpositiv und 9 im Pedal verteilten. Im Dreißigjährigen Krieg trug das Werk schwere Schäden davon, die Johannes Nette („zu Franckfurt an der Oder“ und „von Kemberg aus Sachsen“) 1673 beseitigte, der auch eine Umdisponierung vornahm. 1708 und 1710 erfuhr das Werk Untersuchungen durch Arp Schnitger, „damit das herrliche Werck, so von einen rechtschaffen Künstler die Zeit verfertiget worden, wieder in guhten Stande möge kommen.“ Anschließend wurde Schnitger als Kontraktpartner gewählt. Der Chronist Tobias Seiler schrieb dazu: „Der [Schnitger] ließ das Werk, weil er es selber rühmete, in seinem vorigen Stande. Nur ließ er durch seinen geschickten Gesellen Matthaeus Hartmann, gebürtig zu Magdeburg, die Orgel in ihren alten Ton versetzen und versah sie mit neuen Bälgen, wie auch mit einigen neuen anmutigen Stimmen. Also daß nunmehro das ganze Werk aus folgenden 38 Stimmen besteht.“ Die fehlerhafte Wiedergabe Seilers wurde hier anhand der Kontraktvorlage ersetzt. (2)

Im Werck
    Rückpositiv     Brustpositiv     Pedal  
Principal 8'   Principal 4'   Principal 2'   Principal 16'
Qvintadena+ 16'   Gedact 8'   Gedact 8'   Gedact 8'
Viol d' gamba* 8'   Flöite 4'   Rohrflöite 4'   Okcav* 4'
Dul: con 8'   Waldtflöite 2'   Qvintflöte 3'   Mixtur* 5f.
Gedact 4'   Blockflöite 4'   Decima 1'   Posaun° 16'
Qvint 3'   Octav 2'   Tercian* 2f.   Trommet° 8'
Rohrflöte 2'   Nassat 3'   Scharff* 4f.   Cornet* 4'
Octav 4'   Siefflöit 1 1/3'   Hautbois* 8'      
Octav 2'   Scharff* 3f.          
Mixtur* 6f.   Sexqualtera* 2f.         + teilweise neu
Cimmbel* 3f.   Trommet° 8'         * neu
Vox humana* 8'               ° verbessert

In der Zeitschrift Urania Nr. 6/1844 wird die Bernauer Orgel von „1576“ irrtümlich als die älteste Orgel bezeichnet. Sie existierte bis zum Neubau der Sauer-Orgel 1864 (siehe im Inventar unter Bernau, St. Marien) und wurde eilig abgebrochen, ohne dass der zuvor beauftragte Fotograf sein Werk verrichten konnte. Einige verzierte Pfeifen und wertvolles Gehäuseschnitzwerk blieben erhalten (s.d. Abbildungen). Der Dresdner Architekt Dirk Zacharias unternahm anhand aufwendiger Vergleichsstudien einen eindrucksvollen Rekonstruktionsversuch:

Visualisierung der ehem. Scherer-Orgel in Bernau nach der Rekonstruktion von Dirk Zacharias, Dresden (© Kirchengemeinde St. Marien, Bernau)
Visualisierung der ehem. Scherer-Orgel in Bernau nach der Rekonstruktion von Dirk Zacharias, Dresden (© Kirchengemeinde St. Marien, Bernau)

Im 17. Jahrhundert wurde das Gebiet des heutigen Landkreises Barnim durch den Dreißigjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Orgelbau kam weitgehend zum Erliegen. Erst im letzten Drittel des Jahrhunderts sind spärliche Nachweise von Orgelbauarbeiten bekannt, die von den Orgelbauern Daniel Ludwig aus Stettin 1688 in Oderberg und Meister Flöricke aus Berlin 1693 in Trampe (3) ausgeführt wurden.

 

Aus dem 18. Jahrhundert ist bekannt, das Johann Michael Röder 1716 in Sydow eine Orgel aufstellte, die folgende Dispositionsgestalt hatte: (4)

Manual
Principal
Gedact
Octav
Spielflöt
SuperOctav
Sexquialtera ab c1
Mixtur
Sedecima

Tremulant

(C, D, E-c3)
4 Fuß
8 Fuß
2 Fuß
1 1/3 Fuß
1 Fuß
2 fach
2 fach
(1’ Fuß)

 

 

Zinn

Holz

Metall

Metall

Metall

Metall

Metall

Metall

Das Instrument ist nicht erhalten. Es wurde 1882 durch den Neubau einer Patentorgel (5) von Friedrich Hermann Lütkemüller (Wittstock) ersetzt, wovon noch Teile in Stolzenhagen bei Wandlitz überkommen sind. Auch von einer 1712 erbauten Orgel aus Birkholz, dessen Erbauer unbekannt blieb, ist leider nur ein Abbild erhalten. Das Werk wurde 1911 durch das Opus 63 (10 II/P) der Firma Schuke (Potsdam) ersetzt (Mitt. Förderverein, Labium-Archiv).

Birkholz (Stadt Bernau), ev. Dorfkirche: Orgel von 1712, Erbauer unbekannt
Birkholz (Stadt Bernau), ev. Dorfkirche: Orgel von 1712, Erbauer unbekannt

Ein weiteres Werk sollte Röder für die ev. Dorfkirche in Groß Schönebeck aufstellen, wobei er aber 1748 (andernorts) verstarb. Den Vertrag übernahm der Wagner-Schüler Gottlieb Scholtze aus Ruppin. Zudem betätigten sich auch Peter Migend (s.u. Joachimsthal), Ernst Marx d. Ä. (s.u. Eberswalde, St. Marien) und Johann Simon Buchholz aus Berlin (z.B. in Ahrensfelde u. Oderberg) mit Neubauten in der Region.

Groß Schönebeck: Gehäuse von Gottlieb Scholtze (Neuruppin), 1749
Groß Schönebeck: Gehäuse von Gottlieb Scholtze (Neuruppin), 1749

Joachim Wagner (Berlin) - der Schöpfer eines eigenständigen brandenburgischen Orgelbaustils - baute 1727 in der ev. Dorfkirche zu Blumberg (6) eine kleine Orgel. Für die Maria-Magdalenen-Kirche in Eberswalde (7) entwarf er 1744 ein Neubaukonzept, das nicht zur Ausführung kam und folgende Disposition vorsah:

    „1. Im Hauptwerk.      
1.   Principal von hiesigen Zinn  8   fuß
2.   Bordun der Baß von Holtz im Discant von Metall 16   -
3.   Rohrflöte von Metall 8   -
4.   Octav von Zinn 4   -
5.   Quint von Zinn 3   -
6.   Octav von Zinn 2   -
7.   Cornett c bis c3 3   fach
8.   Scharff aus 1 1/2 fuß 5   -
9.   Cimbel aus 1 fuß 3   -
10.   Trompett in Discant a. c bis c3 8   fuß
    2. Im Ober Werk.      
1.   Principal von hiesigen Zinn  4   fuß
2.   Gedackt. die unterste Octave von Holtz. Die andern von Metall. 8   -
3.   Rohrflöte von Metall 4   -
4.   Nasat von Metall 3   -
5.   Octave von Zinn 2   -
6.   Tertie von Zinn 1 3/5   -
7.   Quinta von Zinn 1 1/2   -
8.   Mixtur von Zinn aus 1 fuß 4   fach
    3. Im Pedall.      
1.   Subbass. von Holtz  16   fuß
2.   Octav. Baß, die unterste Octave von Holtz. andern Metall 8   -
3.   Octava von Metall 4   -
4.   Quinta von Metall 3   -
5.   Mixtur von Metall aus 2 fuß 4   fach
6.   Posaun. Corpora von Holtz 16   fuß
7.   Tromp. Corp. von Metall 8   -

4.

Die Manual Clavier werden von schwartz eben Holtz mit Helffen bein belegten Semitonien verfertiget, gehen von C. D. Dis. E bis c’’’ und werden beyde gekoppelt; das Pedall wird von Eichen holtz gemacht, gehet von C. D. Dis. E. bis c.’ und das gantze Werck wird auff Chor Thon ein gestimmt.

5.

Es kömt auch ein Tremulant, 3. Sperr Ventile, Cimbell Zug u. Calcanten Glocke in die Orgell.

6.

Die Wind Laden werden von gut Eichen Holtz gemacht, die Federn darzu nebst Wellen Stiften, Stimm (...)* u. angehänge zur abstractur von Mesing draht.

7.

Es werden 3. große Bälge darzu erfordert, welche nebst der Structur, und benandten höltzernen Pfeiffen, von Kiehnen Holtz gemacht werden.

8.

Dieses Werck nebst der Structur und Bildhauer Arbeit nach der Zeichnung zu verfertigen, u. gut zu lieffern, kömt auff 900 thlr. Vorfallende Zimmer u. Mauer Arbeit aber, wie auch benöthigtes Kahn° Holtz u. Bretter, Logement, Brennholtz u. Kohlen, Transport u. Zoll, nebst ein Calcant beim Stimen nimmt die Kirche über sich.

9.

Die alte Orgell aber nehme darauff an, daß das darinnen befindl. alte Metall umgegoßen u. mit in dem Neuen emploiret werden kan.


Neust. Eberswalde. d. 6. Juny. 1744.

Joachim Wagner.
in fidem Kesßler.“


(* unleserliche Bezeichnung, die sich vermutlich auf Stimmkrücken bezieht. ° mit Kahn- ist vermutlich Kiehnholz gemeint.)

 

Im 19. Jahrhundert nahm auch hier der Landorgelbau einen starken Aufschwung, an dem viele Orgelbauwerkstätten (8) beteiligt waren: aus Potsdam Gottlieb Heise, Carl Ludwig Gesell & Carl Schultze sowie Carl Eduard Gesell; aus Berlin Wilhelm Müller, Lang & Dinse, Wilhelm Remler und Sohn, Albert Lang und Carl August Buchholz; aus (Bad) Freienwalde Georg Mickley; aus Treuenbrietzen Tobias Turley; aus Wittstock Friedrich Hermann Lütkemüller; aus Frankfurt/O. die Orgelbau-Anstalt W. Sauer und nicht zuletzt die 1851 von Friedrich Kienscherf gegründete Eberswalder Orgelbauwerkstatt, welche einen großen Anteil an der Gestaltung der Orgellandschaft im heutigen Barnimland hat.

Prospektentwurf von Wilhelm Remler (Berlin) für die 1875 erbaute Orgel der Stadtkirche zu Werneuchen.
Prospektentwurf von Wilhelm Remler (Berlin) für die 1875 erbaute Orgel der Stadtkirche zu Werneuchen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden bis zum 1. Weltkrieg noch einige Neubauten durch die Orgelbauanstalt Friedrich Kienscherf und Söhne (Eberswalde) und eine von Steinmeyer & Co. (Oettingen) errichtet.

 

Nach dem 1. Weltkrieg waren die Orgelbauer überwiegend mit Reparaturarbeiten und damit beschäftigt, die für Kriegszwecke 1917 konfiszierten Prospektpfeifen (zumeist in Zink) zu ersetzen. Bis zum 2. Weltkrieg ist bisher nur ein Orgelneubau (in Eberswalde, kath. Kirche Peter & Paul) nachgewiesen.

 

Nach dem 2. Weltkrieg begann die Eberswalder Orgelbauwerkstatt unter Karl Gerbig (der die Werkstatt 1928 von Albert Kienscherf übernahm) die in und nach der Kriegszeit beschädigten Orgeln wieder spielbar zu machen. Den ersten Nachkriegsneubau führte Gerbig für die katholische Kirche in Eberswalde aus. Danach lieferte die sächsische Firma Reinhard Schmeisser (Rochlitz) eine kleine Orgel für die evangelische Stadtkirche zu Werneuchen. Später folgten Instrumente der Firmen Alexander Schuke (Potsdam), Gebrüder Jehmlich (Dresden) und Hermann Eule (Bautzen). Die Firma Wilhelm Sauer (Frankfurt/O.) stellte 1962 ihre erste Orgel in der neuapostolischen Kirche zu Eberswalde auf, der weitere Neubauten folgten. Seit Ende der 1960er Jahre kamen neue Werke von Ulrich Fahlberg hinzu, der die Orgelbauwerkstatt 1965 von Karl Gerbig in Eberswalde übernommen hatte.

 

Seit dem 1. April 2005 wird die Firma von Harry Sander und Andreas Mähnert geführt, die mit Restaurierungen (Hohenfinow, Biesenthal: kath. Kirche, Ahrensfelde: Ostfriedhof), Reparatur- und Wartungsarbeiten innerhalb und außerhalb des Kreisgebietes tätig sind. Ihre Arbeit trägt vorbildlich zum Erhalt der Orgellandschaft im Barnim bei.


Quellen und Anmerkungen:

1   - Friese, Matthias: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim, Lukas Verlag 2001
    - Brandenburgisches Klosterbuch, Band 1 und 2, Berlin 2007 (= Brandenburgische histor. Studien, Bd. 14)
2   - Bergelt, Wolf: Die ehem. Scherer-Orgel in Bernau, Berlin 2016
    - Giering Hanns-Peter: Die Maria-Magdalenen-Kirche in Eberswalde, Eberswalde 2011
3   Schmidt, Rudolf: 6 Höhendörfer im Kreis Oberbarnim, Bad Freienwalde (Oder) 1926
4   Pfarrarchiv Grüntal: Orgelakte Sydow
5   Bergelt, Wolf: Die Mark Brandenburg, eine wiederentdeckte Orgellandschaft, Berlin 1989, S. 44 ff.
6   Bergelt, Wolf: Joachim Wagner - Orgelmacher, Schnell & Steiner 2012
7   Stadtarchiv Eberswalde: Beglaubigte Abschrift
8   - Bergelt, Wolf: Orgelreisen durch die Mark Brandenburg, Berlin 2005
    - Bergelt, Wolf: www.orgellandschaftbrandenburg.de
    - Festschrift 100 Jahre Alexander Schuke Orgelbau in Potsdam, Schwerin 1994
    - Richter, Karl: Der Freienwalder Orgelbauer Georg Mickley, Berlin 2003
    - Fahlberg, Ulrich: 150 Jahre Orgelbau in Eberswalde, 2001