GRÜNEBERG, KARL BARNIM THEODOR
*27.12.1828 in Stettin, †22.08.1907 in Stettin
Barnim Grüneberg entwickelte die traditionsreiche Firma in Stettin zu einer der bedeutendsten und produktivsten Orgelbauwerkstätten des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts in Deutschland. Er gründete die Werkstatt nach dem frühen Verlust seines Vaters August Wilhelm Grüneberg (†1837) 1854 neu, nachdem er bei seinem Onkel Carl August Buchholz (s.o.) in Berlin, bei Eberhard Friedrich Walcker in Ludwigsburg und Cavaillé-Coll in Paris ausgebildet worden war. Unter seiner Leitung brachte das rasch wachsende Unternehmen handwerklich und künstlerisch ausgezeichnete Instrumente hervor. Unter den Marksteinen der Firmenengeschichte sind besonders die Erfindung der sog. Knopflade (1855) und der Bau der bis heute größten mechanisch traktierten Orgel der Welt (1885) mit 131 Registern, 4 Manualen und Pedal für die Dreifaltigkeitskirche in Libau (heute Liepaja/Lettland) zu nennen. 1894 wurde Grüneberg zum Hoforgelbauer ernannt und Gründungsmitglied im „Bund Deutscher Orgelbaumeister.“ Ab 1900 setzte er die röhrenpneumatische Kegellade ein und 1902 konnte er - dank konsequent eingesetzter industrieller Fertigungsmethoden - mit dem Bau der Ratzeburger Domorgel sein Opus 450 feiern. Nachdem er 1905 das Geschäft seinem Sohn Felix (*08.03.1876 Stettin, †15.11.1945 Watenstedt-Salzgitter) übergeben hatte, wurde es 1906 nach Stettin-Finkenwalde verlegt, wo sich die Konjunktur bis zum ersten Weltkrieg fortsetzte und man trotz des anschließenden Rückgangs neue Werke erbauen und die Arbeit bis zum Kriegsende 1945 fortführten konnte. Barnim Grüneberg d. J. (†1963), der Enkel des Gründers, nahm den Betrieb nach 1945 in Greifswald mit Reparatur- und kleineren Umbauarbeiten bis zu seinem Erlöschen wieder auf. An den erhaltenen der zwischen 1854 und 1945 annähernd 800 neu gefertigten Instrumente lässt sich die orgelbauliche Entwicklung von der Hochromantik bis zur Orgelbewegung lückenlos nachvollziehen. Die in diversen Quellen angegebene Produktion von über 1000 Werken ist falsch.
Labium-Archiv Berlin / Brügelmann, Walther: Die Orgelbauerfamilie Grüneberg, digitaler Auszug aus „Chronik der Familien Grüneberg und Schmidtborn“, erstellt 1997
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