JANOTT, DIENEGOTT


*22.06.1869 in Cicha Góra (Kreis Neutomischel/Provinz Posen)
†25.08.1928 in Fürstenwalde/Spree
Vater: Gottlieb Janott (Landwirt), Cicha Góra
Mutter: Dorothea Janott, Cicha Góra
Geschwister: 3
∞ 1896 mit Ottilie, geb. Günther
Kinder: Konrad (1898), Margarete (1899), Hans (1900),
Gotthold (1901), Else (1905)

 

Dienegott Janott
Dienegott Janott

Nachdem Janott bei Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder) die Orgelbaukunst erlernt hatte, gründete er um 1900 die Orgelbau-Anstalt Dienegott Janott in der Gräzer Straße 220 in Neutomischel, wo er bereits ein eigenes Grundstück besaß. Dort ließ er ein 10 Meter hohes Werkstattgebäude errichten, in dem er mit 3 Mitarbeitern begann und später auch seine Söhne einführte. Die siebenköpfige Belegschaft wurde mit Unterstützung von Dienegotts Frau wie eine Großfamilie geführt. Als die erste Blütezeit der Firma nach dem 1. Weltkrieg - als Janotts Heimat dem polnischen Reich zugesprochen worden war - einen Einbruch erlitt, konnte das für die Ventilbälgchen benötigte weiche Leder nur noch in Koffern mit doppeltem Boden aus Berlin beschafft werden, bis der „Schmuggel“ eines Tages entdeckt wurde und es zu einer kurzen Festnahme kam, die nun Materialmangel und damit das vorübergehende Ende der Firma zur Folge hatte. Daraufhin verkaufte Janott sein Anwesen und wanderte (nachdem kurz zuvor sein erst 20jähriger Sohn Hans verstorben war) mit seiner Familie nach Deutschland aus, wo er 1921 in Fürstenwalde/Spree (Friesentraße 14) ein neues Grundstück mit Wohnhaus erwarb. Auf Grund der schwierigeren Bedingungen verlagerte sich die Arbeit nun mehr auf Reparaturen und teilweise auch Klavierstimmungen sowie Organistendienste in der lutherischen Kirche, die Dienegott bereits schon in Neutomischel ausgeübt hatte. Als 1926 auch der 28jährige Sohn Konrad starb, bestand die Firma personell nur noch aus dem Sohn Gotthold und dem Gründer, der zwei Jahre später ebenfalls starb, womit die Werkstatt ihr Ende fand. - Janott begann zunächst mit dem Bau mechanischer Schleifladenorgeln und passte sich um 1907 der allgemeinen Entwicklungstendenz zur röhrenpneumatischen Kegellade an. Aus Kostengründen vermied er den Einbau von Zungenstimmen, während er sonst Orgeln bis zu einer Größenordnung von 17 Registern (mit 2 Manualen und Pedl) mit typisch romantischen Labialen lieferte. Das Werkverzeichnis umfasst 59 Instrumente (51 in Neutomischel und 8 in Fürstenwalde gefertigte), die er bevorzugt an Baptisten und evangelische freikirchliche Gemeinschaften lieferte, so dass der Wirkungskreis erstaunlich weit von Tilsit u.a. über Berlin und Leipzig bis nach Bochum reichte, während in seinem unmittelbaren Umkreis der Region Fürstenwalde andere Orgelbauer tätig waren. Von Janotts Gesamtwerk entfielen 39 Orgeln auf das heutige Polen und 20 auf Deutschland. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand sind nur noch 5 der zumeist durch Kriegsfolgen verlorenen Instrumente Janotts erhalten: Ev. Kirche Geierswalde in der Niederlausitz (1905), Stadtmission Leipzig-Lindenau (1911), Diakonissen-Krankenhaus Marburg-Wehrda/Lahn (1916), Kath. Kirche Kosieczyn/Polen (1902), Kath. Kirche Pyrnik (1909). Das hier zusammengefasste, wesentlich umfangreichere Wissen über Janott ist den außerordentlich verdienstvollen Recherchen seines Großneffen Gerhard Franke (Berlin) zu verdanken.


Franke, Gerhard: Die Orgelbau-Anstalt Janott (Selbstverlag), Berlin, 2005 / Labium-Archiv Berlin