SCHOLTZE, GOTTLIEB


*etwa 1715, †06.04.1783
∞ 07.12.1741 mit Maria Essenbrücker (Tochter des Ruppiner Brauers Hans Tillmann Essenbrücker) in Ruppin
Kinder: Gottlieb Heinrich (*26.04.1743), Joh. Gottlieb (*09.10.1744), Maria Regina (*21.11.1748 ), Maria Dorothea, *18.09.1755.

 

Gottlieb Scholtze ist neben Ernst Julius Marx und Johann Wilhelm Grüneberg als bedeutendster märkischer Orgelbauer in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts anzusehen. Er ist gegenwärtig kaum durch seine Biographie, dafür aber zunehmend durch sein Werk zu erkennen. Dort zeigt er sich deutlich als geistiges Kind des Berliner Meisters Joachim Wagner (*1690, †1749) und zugleich mit der Kraft, dessen Kunst auf höchstem Niveau weit in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hinein zu tragen. Die genaueren Umstände, unter welchen sich beide erstmals begegnet sein mögen, blieben bisher verborgen. Scholtze war seit etwa 1740 in Ruppin etabliert und trat 1744 als Holzbildhauer bzw. -schnitzer in Gransee in Erscheinung, wo Wagner eine zweimanualige Orgel für die Stadtkirche erbaute und schon wenige Jahre später sehen wir ihn an eigenen Werken beschäftigt, die den geistigen Vater (Wagner) eindeutig erkennen lassen. Daran und an der Tatsache, dass Scholtzes „Handschrift“ früher schon einmal in der Prospektgestaltung der 1739 gefertigten „Wagnerorgel“ in Schönwalde (bei Nauen) zu finden ist, aber auch bei der Vollendung von Wagners letztem Werk in Salzwedel gewünscht wurde - wo Scholtze seine Wagner-Schülerschaft schriftlich bestätigte - lässt sich ablesen, dass er seinem Vorbild folgte. Das Gesamtwerk Gottlieb Scholtzes entfaltet sich in einem Zeitraum von ca. 40 Jahren und dürfte weit über 30 Neubauten umfassen, die sich nach dem gegenwärtigen Forschungsstand ausnahmslos auf die Mark Brandenburg und den altmärkischen Raum konzentrieren. Scholtzes OEuvre und Wirkungskreis sind also deutlich kleiner als bei Wagner. Hinsichtlich der baulichen Vielfalt und der handwerklich-künstlerischen Meisterschaft stehen seine Werke allerdings auf einem genauso hohen Niveau wie die seines Lehrers. Wenngleich auch einmanualige Instrumente mit und ohne Pedal überwiegen, so finden sich doch genug stattliche zweimanualige Werke und ein - 1945 verloren gegangenes - dreimanualiges Großwerk (1772 Fürstenwalde, Dom) in Scholtzes Schaffen, die das Herz des Kenners und Bewunderers höher schlagen lassen. - Im Vergleich zu seinen kongenialen „Mitschülern“ (Ernst Marx und Peter Migendt) ist uns ein erfreulich großer Anteil von Scholtzes Arbeiten - zumeist in beklagenswertem Zustand - ganz oder teilweise erhalten geblieben. Immerhin können wir - wie bei Wagner - auf 3 weitgehend erhaltene zweimanualige Werke (2x Havelberg, 1x Lenzen) zurückgreifen und zahlreiche großenteils oder in Resten erhaltene einmanualige Instrumente ausmachen, die aus ca. 50 % der ursprünglichen Gesamtsubstanz stammen.


Labium-Archiv Berlin / Bergelt, Wolf: Die Mark Brandenburg - eine wiederentdeckte Orgellandschaft, Berlin 1989 / Bergelt, Wolf: Orgelreisen durch die Mark Brandenburg, Berlin, 2016 (3. Auflage)