TAMM, DANIEL


† 1755

 

Tamm wird in der Sekundärliteratur als „Sachse“ bezeichnet und wirkte - wie neuere Forschungsergebnisse von Andreas Kitschke zeigen konnten - 1741 als Geselle von Caspar Sperling (†1743) am Umbau der Orgel in St. Jakobi zu Rostock mit, stellte noch im selben Jahr ein pedalloses Instrument in Deyelsdorf auf, das Arp Schnitger erbaut hatte und setzte im Frühjahr 1742 in Ribnitz die Orgeln der Stadtkirche und der Klosterkirche instand. Es folgten Reparaturen in Pyritz (Stadtkirche St. Marien und Hospitalkirche Heilig-Geist) sowie im August 1743 die Instandsetzung der Orgel in der Schlosskirche zu Stolp (Pommern). 1750 schuf Tamm ein neues zweimanualige Werk für die Jakobikirche in Drossen. Nach Tamms Tod wurde die in Frankfurt/Oder ansässige Werkstatt von seinem Schüler Werner Gottlieb Christoph Kegel fortgeführt.

 

Darüber hinaus konnte Andreas Kitsche nachweisen, dass Tamm auch als Geselle bei Joachim Wagner tätig war. Nachdem man ihm den Erweiterungsbau der Unterkirchenorgel in Frankfurt/Oder übertragen hatte, wurden seine Dienste nachweislich auch in der Oberkirche (Frankfurt/Oder) gewünscht, da man sich zuvor vergeblich um Joachim Wagner selbst und (auf Empfehlung Johann Sebastian Bachs) dessen namhaften Schüler Heinrich Andreas Contius bemüht hatte. Tamms in seinem Todesjahr verfasster Bericht verrät Bildung, profunde Orgelbaukenntnisse und zeigt, dass es sich nicht um einen unbedeutenden Meister gehandelt haben kann:


„HochEdelgebohrne, Hochgelahrte HErren, Insonders Hochzuehrende Herren. Nachdem E. E. Magistrat mir die Besichtigung der Orgel in hiesiger Oberkirche aufgetragen hat; so habe befunden, daß 1.) die 4 beckannte große Blasebälge wegen Länge der Zeit, so beschaffen, daß sie nicht dem gantzen Wercke den gehörigen Wind geben können, dahero sie denn ohnfehlbar von Ihrem Lager weggenommen werden müßen, gantz auseinander genommen, die Platten inwendig winddichte gemacht und mit guten leim ausgestrichen werden, die Bälge mit ihren Falten von neuen mit Roß=Adern zusammengesetzet, und gehörigermaßen mit guten neuen Leder verwahret, auf Ihrem lager wieder an denen Canaelen, auch die Canaele an sich selbst winddichte gemacht werden. 2.) Sind beckanntermaaßen in allen Registern viele Pfeiffen sprachlos, welches daher rühret, wenn dann und wann eine Pfeiffe ist herausgenommen worden, und gereiniget, durch das Herausnehmen und Hineinsetzen, wohl 1.2. oder 3. Pfeiffen sind zerbeuget worden, oder wohl am Labial gar zerbrochen, dahero die Pfeiffen überhaupt heraus genommen werden müßen, jeder Pfeiffe besonders visitiret, und was sich an denenselben schadhafftes findet, wieder zuergäntzen, in richtiger intonation gebracht, diejenigen welche nicht solten können zur richtigen Ansprache gebracht werden, müßen in dessenstadt neugemacht werden, auch die gar daran fehlen solten, andere in deren Stelle gemacht werden müßen, welches doch nur aber wenige seyn werden. 3.) Die Rohr oder Schnarrwercke, von welchen viele sprachlos worden sind, durch das viele corrigiren die Blätter zu nichte geworden, daß in deren Stelle Neue gemacht werden müßen, desgleichen von denen Mundstücken und Kricken auch, die Corpus hingegen sind durch das viele Herausnehmen zerbeuget, zerschnitten, auch aus ihren Stieffeln herausgebrochen, zum theile anstatt Metallene, Blecherne, daß auch das Cornet im Pedal, und im Rück=Positiv Regal meistens neue Corpus gemacht werden müßen. 4.) Die Claviere welche zum Theile hacken bleiben, auch wohl keinen Thon angeben welche hauptsächlich in denen subsemitonien die meisten, welche doch aber nicht durch alle Stimmen ihre Pfeiffen haben, sich befinden, komt daher, weil selbige von Ihren abstracten abgerißen, müßen dahero wieder nuangehangen werden, über denen Clavieren neue meßingene Schrauben gemachet, die ausgespielten Claves mit neuen Elffenbein belegt, die Coppeln in Ordnung gebracht werden. 5.) So müßen die Wellen und Abstracten von welchen sich der Drat durchgearbeitet, wieder mit neuen Drat versehen werden, die liegende Wellen=Bretter zum Rück=Positiv und Pedal müßen von dem durchgefallenen Sand und Staub gereiniget werden. 6.) so muß auch eine jede Wind=Lade besonders herausgenommen werden, was schadhaft ist an denen Ventilen und Seckeln wieder mit neuen Leder versehen, die Register wieder in ordentlichen Stand gesetzet, daß jedes sich läßet gut abstoßen und anziehen, auch nicht überziehen, auch von dem Staube gereiniget, als dann die Pfeiffen Stimme vor Stimme hereingesetzet, und in richtiger Stimmung gebracht. 7.) Müßen die Pedal=Claves welche ziemlich durchgetreten worden, neugemacht werden, weil es aber auch so übernatürlich schwer gehet, so müßen Sie auch leichter gemacht werden, unter denen Clavieren eine Öffenung mit einem Vorsetzer, daß man jederzeit darzu kommen kann. (Neuer Absatz) Wenn ich denn nun alles dasjenige in gutem Stande setzen soll, alle materialien selbst anschaffen, als Leder, Leim, Zinn, Bley, Meßing und dergleichen, so würde das Genaueste davor praetendiren 320 Rthlr. und einen Handlanger welcher mir bey schweren Sachen behülfflich, beym Stimmen hingegen die Bälge tritt. Franckfurt an der Oder den 27.tenMaii. 1755. D. Tamm. Orgelmacher.“ 


StA Frankfurt/Oder: BA I - XVIII Nr. 29 + Rost, Martin: Orgeln in Frankfurt/Oder, Berlin, 1994 / Kitschke, Andreas: Ein bisher unbekanntes Umbauprojekt Joachim Wagners: Köslin, 1739. neue Erkenntnisse über den Orgelbauer Daniel Tamm, in: Acta Organologica 36, 2019